Unter dem Titel „Hände hoch!“, der sowohl an ein kindlich-naives Räuberspiel als auch an eine konkrete Bedrohungssituation oder den Aufruf zur aktiven Teilnahme an demokratischen Abstimmungsprozessen denken lässt, präsentiert Silke Schatz großformatige Zeichnungen, Malereien und Rauminstallationen aus verschiedenen Werkphasen. Diese werden mit eigens für die Backnanger Räumlichkeiten entwickelten Arbeiten zu einem dichten Ausstellungsparcours verwoben. In ihren von persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen geprägten Werken spürt Silke Schatz historischen und aktuellen, politischen wie gesellschaftlichen Herausforderungen und Konflikten nach. Dies sind beispielsweise die Flüchtlingsströme, kriegerische Auseinandersetzungen oder der Ausstieg aus der Atomenergie.
Eine Recherche im wohl größten und aufgrund seiner menschenunwürdigen Verhältnisse auch bekanntesten, illegalen Flüchtlingscamp in Europa, dem so genannten „Dschungel“ in der nordfranzösischen Hafenstadt Calais, mündete in eine mehrteilige installative Arbeit, die unter anderem die großen Mengen hochtoxischen, weißen Asbests thematisiert, die den ohnehin prekären Zustand des Geländes zusätzlich verunreinigen.
Eine eigens für den Gotischen Chor der Galerie entworfene Stele mit dem Titel „Kühlturmrauch“ sowie mit Sprühlack auf Holztafeln ausgeführte Ansichten des Kernkraftwerks Neckarwestheim rufen die Debatte um die Risiken der Atomenergie, die die Jugend der Künstlerin bestimmten sowie den in Kürze bevorstehenden Ausstieg aus dieser Technologie in Erinnerung.
Durch eine Lichtinstallation werden die ehemalige Türmerwohnung im Stadtturm und das vor der Galerie aufgestellte, aber meist kaum wahrgenommene Kriegerehrenmal für die Gefallenen des 1. und 2. Weltkriegs Teil der Ausstellung.
An die Seite dieser neu entstandenen Arbeiten treten Objekte und wandfüllende, transparente Linienzeichnungen, die von persönlichen Erlebnissen geprägt sind. In einem analytisch wirkenden, konstruktiven Stil zeigen diese entweder Architekturen, in denen die Künstlerin selbst gelebt hat oder verbinden persönliche Erlebnisse mit Elementen aus Kunst und Literatur. Silke Schatz charakterisiert ihren künstlerischen Ansatz selbst als collagierend: „Die Technik der Collage liegt meinem Werk zugrunde. Als Gefäß und Plattform dient mir die Architektur, in der ich meine Zeichnungen, Skulpturen und Installationen ansiedele.“