Überlebensgroß und überrealistisch, tropfend, in berückender Schärfe und Präsenz konfrontieren die fotografierten Portraits der Serie „Giants“ (Riesen) den Betrachter mit ihrem stechenden Blick. Hinter den vor schwarzem Hintergrund abgelichteten Ganzkörperportraits von Kindern und Erwachsenen verbergen sich Verletzlichkeit und bedrohte Heimat. Die mit aufwändiger Technik sichtbar gemachte optische Naturgewalt offenbart auch eine mythisch-meteoro-
logische: Ihre Namen verraten die Riesen als Darsteller von Naturkatastrophen, ihr Aussehen zugleich als deren Opfer. Katarina, Rita, Wilma – Namen der großen Wirbelstürme der letzten Jahre – sehen bei Zijlmans aus wie zeitgenössische Götter oder Heilige in Freizeitkleidung, wie die Vorboten der Apokalypse und zugleich wie Nachbarskinder, die im Regen den Schlüssel verloren haben.
Die Ausstellung zeigt noch einige andere Serien, etwa die auf den ersten Blick harmlosen, brilliant digital auf Aquarellpapier gedruckten, fotografierten Stillleben. Zu sehen sind beispielsweise Tischlandschaften, die gerade geflutet werden oder in denen es qualmt. Sämtliche dieser Reihen inszenierter Fotografie erzeugen den Eindruck des Geheimnisvollen, opulent Schönen - und andererseits immer auch Bedrohlichen und Bedrohten.
„The Visitor“ (der Besucher) ist die erste größere Einzelausstellung in Deutschland der hierzulande noch nahezu unbekannten Künstlerin Sylvie Zijlmans (sprich:“ Seilmans“). Sie ist zugleich der Backnanger Beitrag zum Foto-Projekt der KulturRegion „…und grüßen Sie mir die Welt“ - Fotografierte Heimaten, das in diesem Sommer in vielen Gemeinden der Region Ausstellungen mit künstlerischer Fotografie zu den Themen Heimat und Identität zeigt.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (10 Euro); außerdem liegt eine kostenlose Publikation zum Gesamtprojekt der KulturRegion vor.

•